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16.08.2022

Kalte Progression: DIHK fordert Ausgleich schon im Dezember

Mit der für 2022 erwarteten historisch hohen Inflationsrate von sieben Prozent fällt das Phänomen der kalten Progression wieder mehr ins Gewicht und betrifft auch Einzelgesellschaften und Personenunternehmen. Der Deutsche Industrie- und Handelskammer (DIHK) fordert, den Effekt auszugleichen – und zwar bereits für 2022. In einem Faktenpapier beleuchtet er die Hintergründe.

DIHK-Präsident Peter Adrian mahnt: "Die historisch hohe Inflation ist aktuell eine der größten Belastungen unserer Volkswirtschaft". Umso wichtiger sei es, alle Mittel zu nutzen, die hier Milderung versprechen. Dazu gehöre die Bekämpfung der kalten Progression. Denn durch den Effekt, dass die Steuerlast schneller wächst als die Realeinkommen, verschiebe sich aktuell noch mehr Geld aus privaten Kassen zum Staat als geplant.

Der DIHK schätzt, dass das bei der Einkommensteuer zehn Milliarden Euro in diesem Jahr ausmacht. Davon betroffen seien mehr als zwei Millionen Einzelunternehmen sowie Hunderttausende mittelständische Betriebe, für die die Einkommensteuer auch die Unternehmensteuer ist. Auch deshalb sollte der Steuertarif jetzt dringend so angepasst werden, dass der Effekt der kalten Progression ausgeglichen wird – und zwar bereits für 2022, so der DIHK.

Diese Anpassung sollte im Herbst beschlossen und schon im Dezember wirksam werden, so Adrian. Die "Dezember-Lösung", bei der die Effekte der kalten Progression aus dem laufenden Jahr gebündelt korrigiert würden, hätte gleich mehrere Vorteile: Viele Beschäftigte bekämen zum Ende des Jahres hohe Gehälter mit Sonderzahlungen. Hier bliebe dann insgesamt spürbar mehr Netto vom Brutto. Und für die Unternehmen wäre der Aufwand deutlich niedriger als bei einer rückwirkenden Korrektur der Lohnsteuerabrechnungen bis zum Januar 2022. Das spare neben Geld auch noch Bürokratie. Ab Januar 2023 würde dann der angepasste Tarif gelten, und die Effekte der kalten Progression dürften kein großes Problem mehr darstellen – auch nicht, wenn die Inflationsraten weiterhin sehr hoch sein werden, so DIHK-Präsident Adrian abschließend.

Deutscher Industrie- und Handelskammertag, PM vom 08.08.2022